Newsblog-Archiv


Rostock, den 20.02.2016 - 18:00 Uhr

 

Wie ich erst in dieser Woche erfahren habe, verstarb am 25.01.2016 mit Karl Kollwitz aus Vitte einer der letzten Hiddenseer Zeesenfischer.

Ich durfte Karl Kollwitz einst als sehr sympathischen Unterhalter kennen lernen, als ich mit meiner Frau völlig unangemeldet bei ihm zu Hause aufkreuzte. Er ließ, obwohl er Besuch hatte, alles stehen und liegen und sagte:

"Ick kieck jetzt bi de Bööte."

Diese Aussage bezog sich auf die zahlreichen Fotos ehemaliger Hiddenseer Fischerboote, welche ich im Gepäck hatte, um sie mit ihm zusammen durch zu sehen.

Zum Abschied überreichte mir Fischer Kollwitz ein von ihm gefertigtes Dokument. Dieses beinhaltete eine nach Inselorten getrennte Auflistung sämtlicher Hiddenseer Zeesenfischer seiner Zeit. Die Namen wurden von Max Gau noch ergänzt.

Nachfolgend dieses kleine Stück Fischereigeschichte welches, Dank Karl Kollwitz, der interessierten Nachwelt erhalten bleibt:  


Grieben:

Kloster:

  • Heinrich Schluck und Sohn Gerhard Schluck
  • Herbert Baier und Sohn

Vitte:

  • Ernst Wolter und Sohn Alfred Wolter
  • Ernst Hübner und Sohn Willi Hübner
  • Karl Ewert und Sohn Fritz Ewert
  • Ewald Gau und Sohn Hermann Gau
  • Richard Gau und Sohn Günter Gau
  • Emil Kollwitz und Sohn Karl Kollwitz
  • Heinrich Wolter und Sohn Richard Wolter
    (nach dem Krieg, Söhne Richard u. Hans Wolter - Anmerkung U. Grünberg)
  • Paul Thürke und Sohn Ernst Thürke
  • Willi Witt und Ernst Niemann
  • Ferdinand Schluck und Sohn Otto Schluck

    Summa Summarum 15 Zeesboote auf Hiddensee


Im Süden der Insel, in Neuendorf, soll es nur kurzzeitig Zeesenfischer gegeben haben. Hier betrieben die beiden Fischerpartien hauptsächlich Garn- und Reusenfischerei. Im Herbst wurde eine Treibnetzfischerei auf Hering durchgeführt (Manzen).

Bild 1: Links im Hintergrund befindet sich das einstige Zeesboot von Fischer Karl Kollwitz

Karl Kollwitz (Jahrgang 1928) hat - wie zur damaligen Zeit üblich - bereits als Junge auf dem Boot seines Vaters das Zeesenerhandwerk erlernt (1942) und es später von ihm übernommen. Das Fahrzeug wurde einst auf einer kleinen Werft in Peenemünde als Reusenboot gebaut. Da es für die Reusenfischerei zu groß und unhandlich war, rüstete man es für die Zeesenfischerei um. 1958 wurde es als letztes Hiddenseer Zeesboot nach Stralsund verkauft. Die Wrackteile, des mittlerweile als Sportboot betriebenen Fahrzeugs, sollen noch einige Jahre im dortigen Querkanal gelegen haben.


Bild 2: Zeesenfischer Karl Kollwitz

Eines meiner letzten Erlebnisse mit Karl Kollwitz, an welches ich mich gerne erinnere, war folgende Begegnung:
Als ich ihn mit seinem Elektromobil in Kloster traf, wohin er fast täglich zum Grab seiner Frau fuhr, sprach ich ihn auf das ehemalige Vitter Boot mit dem Ökelnamen "Kuckuck" von Fischer Theodor Thürke an. Daraufhin antwortete er mit Nachdruck:

"Dat wier kein Zeesenfischer, dat wier'n Rügenfischer!"

Er wollte damit sagen, dass es sich bei VIT. 53 "Kuckuck" nicht um ein Zeesboot, sondern um ein Manzenboot handelte. Die Vitter Manzenboote fischten zur Heringssaison mit ihren mehrere hundert Meter langen Treibnetzen an der Außenküste, meist vor dem Bakenberg bei Dranske oder vor Kap Arkona. Umgangssprachlich benutzte Fischer Kollwitz daher den Begriff "Rügenfischer". Diese Aussage spiegelt aber auch seinen Stolz wider, ein Zeesenfischer gewesen zu sein.

Karl Kollwitz verstarb im Alter von 88 Jahren.

In stiller Anteilnahme


Uwe Grünberg



Quellen:
Bild: 1: Dr. Christof Junge (Mit freundlicher Genehmigung Dr. Frank W. Junge)
Bild 2: Herzlichen Dank an Famile Kollwitz in Vitte (Carolin Weelink)

Besucherstatistik

Seitenzugriffe 160

Heute 126

Gestern 175

Woche 824

Monat 3.081

Insgesamt 990.756

Aktuell sind 11 Gäste und keine Mitglieder online

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.