Registriernummer/Bootsname:
Klasse: Große Klasse
Status: "unter Segeln"
FZ 23 < STELLA >
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Allgemeine Bootsdaten
Baujahr: | 1910 |
Bauwerft: | Jarling-Werft / Freest |
Baunummer: | 90 |
Rumpfausführung: | Spitzgatt, konvexer Vorsteven |
Beplankung: | Eiche - geklinkert |
Rumpflänge über Steven: | 10,85 m |
Länge über alles (l.ü.a.): | |
Rumpfbreite über Scheuerleiste: | 3,45 m |
Tiefgang (ohne/mit Schwert): | 0,85 m |
Verdrängung: | |
Takelung: | Ketsch |
Segelfläche: | 90 m2 |
Motorisierung
1 Zyl. Junkers 1 HK 65 (12 PS) | |
Multicar MTS 50 (50 PS) | |
1997 | Volvo Penta (50 PS) |
Überholung
1990-1992 | Generalüberholung bei Rammin an der Barthe |
1994 | Rumpf komplett überholt |
2002 | neues Deck u. neue Segel |
2008 | Austausch von Achtersteven und einzelnen Planken |
Eigner-/Bootshistorie
Eigner | Heimathafen | Kennzeichen | Zeitraum | Bemerkung |
Malte Hütteberg | Neuendorf/Hidd. | 1910- | als Manzenboot (Bootsgemeinschaft 4 Fischer) |
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Magnus Hütteberg | Neuendorf/Hidd. | als Manzenboot (Bootsgemeinschaft 4 Fischer) |
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Ewald Gottschalk | Grieben/Hidd. | -1949 | als Zeesboot | |
Hermann Gau | Vitte/Hidd. | VIT.-S-27, VIT. 27 | 1949-1962 | als Zeesboot |
Hermann Bunge | Lietzow/Rg. | LIE. 8 | 1962-1967 | letzter Zeesenfischer |
Horst Freybier | Lauterbach | FZ 23 Windjammer | 1967-1977 | als Traditionsboot |
Eckhard Schnepf | Malchin | FZ 23 Windjammer | 1977-1983 | als Traditionsboot |
Eckhard Steinbrink | Ribnitz | FZ 23 Windjammer | 1983-2007 | als Traditionsboot |
Kai Reschke u. Dr. Petra Kruse | Wieck a. Darss | FZ 23 Stella | 2007- | als Traditionsboot |
Allgemeine Anmerkungen
Am 03. Juli 1910 lieferte Bootsbaumeister Jarling ein Boddenboot (Fahrzeug mit Sohlkiel) für den Fischer Malte Hütteberg, wohnhaft in Plogshagen auf der Insel Hiddensee. Für den in Frage kommenden Zeitraum gibt es drei Fahrzeuge, die im Jahr 1910 von der Freester Jarlingwerft für Neuendorfer Fischer erbaut wurden. Es handelt sich um Schwesternschiffe mit den Baunummern 88 (Robert Striesow), 89 (Wilhelm Gau) und 90 (Malte Hütteberg). Baunummer 90 ist nachweislich die heutige "Stella". Alle drei Boote haben identische Abmaße und waren in Neuendorf als Manzenboote (Seeboote) im Einsatz. Diese im Jarlingschen Auftragsbuch als Boddenboote bezeichneten Fischereifahrzeuge besaßen ursprünglich keinen Fischkasten. Die Planken der in Klinkerbauweise gezimmerten Boote wurden mit in gelbem Teer getränkten Kuhhaaren gedichtet.
Die wenigen Häuser von Plogshagen sind heute ein Ortsteil des Inselortes Neuendorf, wobei Plogshagen der weitaus ältere Ortsteil ist. In Neuendorf wurde von zwei Fischerpartien (Grootpartie & Lüttpartie) welche trotz ihrer Bezeichnung aber gleich groß waren, jährlich zur Heringssaison im Herbst, eine Treibnetzfischerei betrieben. Nach der sogn. Manzenfischerei, wurden auch die Boote genannt. Die schmale, der Insel Rügen vorgelagerte Insel Hiddensee ist im Westen der Brandung der Ostsee ausgesetzt, während sich an der Rügenschen Seite der Bodden befindet. Es gab Boote, die nur in den Boddengewässern genutzt wurden und solche, die sowohl im Bodden als auch an der Außenküste zum Einsatz kamen. Manzenboote wurden von den Neuendorfern umgangssprachlich als "Seebööt" (Seeboote) bezeichnet und konnten aufgrund ihrer Bauweise von mehreren Fischern auf den Strand gezogen werden. Nach dem mehrjährigen Ausbleiben des Herings, was im Jahr 1958 zur Auflösung der beiden Fischerkommünen führte, wurden die ehemaligen Manzenboote von kleinen Bootsgemeinschaften als Reusenmotorboote (Kleinkutter) an den Reusen im Binnen- und Außenbereich der Küste genutzt. Die heutige "Stella" war jedoch noch bis zum Jahr 1967 in der Zeesenfischerei im Einsatz.
Nachdem das Manzenboot von Neuendorf an den Griebener Fischer Ewald Gottschalk verkauft und für die Zeesenfischerei auf dem Bodden umgerüstet wurde, erhielt das Fahrzeug einen wasserdurchfluteten Fischkasten, genannt Deken. (Quelle: Wolfgang Rudolph)
Als Fischer Gottschalk erst sehr spät aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück kam, hatte seine Familie das Zeesboot bereits an den Vitter Fischer Hermann Gau verkauft. Dessen altes Rundgatt-Zeesboot war aufgebraucht und nicht mehr einsatzfähig. Fischer Gottschalk, der als einer der ersten Fischer von Hiddensee zum Kriegsdienst eingezogen wurde, hatte sein Boot während seiner Abwesenheit im seichten Wasser der Griebener Bucht (in de Weich) auf Grund gelegt. So konnte es im Winter nicht einfrieren und vom Eis zerquetscht werden.
Nachdem Hermann Gau das Boot gekauft hatte, wurde es auf der Dinse-Werft in Stralsund wieder einsatzfähig gemacht. (Quelle: Johannes u. Hubert Thürke, Grieben)