Registriernummer/Bootsname:
Klasse: Große Klasse
Status: "unter Segeln"
FZ 74 < DOROTHEA >
Allgemeine Bootsdaten
Baujahr: | um 1925 |
Bauwerft: | Bootswerft Carl Holzerland jun. / Barth |
Rumpfausführung: | Spitzgatt, konvexer Vorsteven |
Beplankung: | Eiche - kraweel |
Rumpflänge über Steven: | 10,90 m |
Länge über alles (l.ü.a.): | |
Rumpfbreite über Scheuerleiste: | 3,60 m |
Tiefgang (ohne/mit Schwert): | 0,85 m |
Verdrängung: | |
Takelung: | Ketsch |
Segelfläche: | 100 m² |
Motorisierung
nach 1945 | 2 Zyl. Bolinder (18 PS) |
2. | 2 VD 14 "Schönebecker" (20 PS) |
-2008 | Belarus MTS 50 (50 PS) |
2008- | VW Marinediesel (74 PS) |
Überholung
2009-2010 | im Winterlager bekommt das Boot auf der Werft Rammin eine neue Kielsohle, einen neuen Vorsteven sowie einige neue Planken |
2013-2014 | In den beiden Jahren wird, jeweils im Winterlager auf der Werft Rammin, ein Großteil der Planken ausgetauscht. |
2015-2016 | Austausch der weiterer alten Planken |
2016-2017 | Rückbau der Achterkajüte für mehr Raum beim Gästesegeln Anbau einer Stahlsohle |
2017-2018 | Neue Vörunnerkappe, Erneuerung Deck, Steuerpflicht, Plankenwechsel (Schergang) |
Eigner-/Bootshistorie
Eigner | Heimathafen | Kennzeichen | Zeitraum | Bemerkung |
Bruno Dahl | Neuhof | NEUH. 1 NEUH-M-1 |
ca. 1925-1960er | als Zeesboot |
Heinz Krel | Stahlbrode | 1960er- | als Zeesboot | |
Klaus Maybauer und Heinz "Heiner" Lange |
Bodstedt | BOD. 4 | -1988 | letzter Zeesenfischer |
FPG Barther Bodden | Bodstedt | BOD. 4 | 1988-1990 | |
Brigade Bauer | Bodstedt | BOD. 4 | 1990-1992 | letzter Fischer |
Lienhardt Faulbaum | Prerow | FZ 74 Amundsen FZ 74 Dorothea | 1992-2007 | als Traditionsboot |
Achim Radke | Zingst | FZ 74 Dorothea | 2007-2025 | als Traditionsboot, Fahrgastschiff |
WOBAU Barth | Barth | FZ 74 Dorothea | 2025- | als Traditionsboot (Zeesbootverein Barth e. V.) |
Allgemeine Anmerkungen
Der Neuhofer Fischer Bruno Hans-Karl Dahl (1903-1991) hat die Zeesenfischerei bis Anfang der 1960er Jahre ausgeübt. Siehe historische Bilder: Die Bezeichnung "M" in der Fischereinummer bedeutet, dass das Boot zu diesem Zeitpunkt motorisiert war. "S" würde hingegen für ein reines Segelfahrzeug stehen.
Die Fischer Klaus Maybauer und Heiner Lange aus Bodstedt führten mit dem Boot noch die Zeesenfischerei aus, bevor es in der FPG "Barther Bodden" und später in der "Brigade Bauer" als motorisierter Kleinkutter in Bodstedt zum Einsatz kam.
Nach der Wende verkauften die Bauers den Kutter und er wurde von Lienhardt Faulbaum zum Zeesboot zurück gebaut. Nach 2007 prägte die Dorothea dann für viele Jahre das Zingster Hafenbild, indem sie von Schipper Achim Radke für Gästefahrten genutzt wurde.
Anfang des Jahres 2025 fand dann ein weiterer Eignerwechsel statt. Die WOBAU Verwaltungen und Dienstleistungen GmbH Barth will dieses alte Traditionsboot, welches für ein Stück Barther Bootsbaugeschichte steht, künftig für Repräsentationszwecke nutzen. Für den Erhalt des Bootes wurde der Betreiberverein ZEESBOOTVEREIN BARTH e. V. gegründet.
Registriernummer/Bootsname:
Klasse: Große Klasse
Status: "unter Segeln"
FZ 73 < UN ICK >
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Allgemeine Bootsdaten
Baujahr: | 1896 |
Bauwerft: | in Stralsund gebaut |
Rumpfausführung: | Rundgatt, Klippersteven |
Beplankung: | Eiche - kraweel |
Rumpflänge über Steven: | 11,85 m |
Länge über alles (l.ü.a.): | 15,00 m |
Rumpfbreite über Scheuerleiste: | 3,15 m |
Tiefgang (ohne/mit Schwert): | 0,90 m |
Verdrängung: | |
Takelung: | Ketsch |
Segelfläche: | 80,00 m² |
Motorisierung
1. Motor (1947) | 1 Zyl. Deutz Diesel (20 PS) |
2. | 4 Zyl. Schönebecker (40 PS) |
Überholung
1992-1995 | Rekonstruktion als ABM-Maßnahme mit Hilfe der Boots & Yachtwerft GmbH Rostock |
Eigner-/Bootshistorie
Eigner | Heimathafen | Kennzeichen | Zeitraum | Bemerkung |
1896- | als Zeesboot | |||
Fischer Preuß | Stralsund | -1934 | als Zeesboot | |
Otto Kagelmacher | Stralsund | STR. 117 | 1934-1944 | als Zeesboot |
Erwin Kagelmacher | Stralsund | STR. 117 STR-M-117 |
1944-1960 |
als Zeesboot, Reusenmotorboot u. Kleinkutter (Bodden/Ostsee) |
Harry Müller | Stralsund | STR. 15 | 1960-1965 | als Kleinkutter |
Siegfried Tesmer | Boiensdorf | 1965-1982 | als Kleinkutter | |
Karl-Heinz Kafka | Born a. Darss | BOR. 4 | 1982-1991 | als Kleinkutter, letzter Fischer |
Nils Rammin | Barth | 1991-1992 | ||
Schifffahrtsmuseum Rostock | Rostock | 1992- | als Traditionsboot |
Allgemeine Anmerkungen
Bis 1944 wurde STR. 117 von Otto Kagelmacher in der Treibzeesenfischerei genutzt. Das Boot lag im Zeesnerhafen am Rügendamm. Sohn Erwin wuchs praktisch auf dem Zeesboot auf und übernahm es schon als 16-jähriger im Jahr 1944, weil der Vater zum Kriegsende noch eingezogen wurde. Als das Boot 1947 einen Motor* bekam, bewirtschaftete Erwin Kagelmacher auch die Reusen. Da sich diese auf der gegenüberliegenden Seite des Rügendamms befanden, wurde der Mast modifiziert (kürzerer Klappmast). Somit war man nicht mehr an die Brückenöffnungszeiten gebunden. Das Boot erhielt in diesem Zusammenhang auch ein 40cm hohes Schanzkleid und, weil es nach wie vor zum Zeesen genutzt wurde, ein abnehmbares Ruderhaus (1950). Nach erfolgreichen Tests mit dem Schleppnetz auf der Ostsee, wurde 1950 auch eine Winde installiert, welche über den Schiffsdiesel angetrieben wurde. Erwin Kagelmacher fischte nun ebenfalls auf der Ostsee zwischen Hiddensee und dem Darss u. im Winter (wenn die Boddengewässern zugefroren waren) auch vor Warnemünde. Der Kutter blieb dann am Alten Strom liegen und die Besatzung fuhr über das Wochenende mit dem Zug nach Hause.
Nachdem Erwin Kagelmacher 1955 den ostseetauglichen Kutter STR. 6 "Fortuna" in Dienst gestellt hatte, wurde das alte Zeesboot "STR. 117" stillgelegt und im Stralsunder Kanal aufgelegt. Erwin Kagelmacher musste seine STR. 117 schweren Herzens zurücklassen, als er im Jahr 1960 mit der heutigen FZ 110 "Fortuna" in die BRD (Fehmarn) flüchtete.
*Der im Jahre 1947 eingebaute Deutz Dieselmotor wurde aus den Trümmern eines ausgebombten Berliner Gebäudes geborgen. Er diente dort einst als Aggregat.
(Quelle: Memoiren Erwin Kagelmacher - Band I)
Bei einigen Rundgattbooten hat sich mit der Umrüstung zum Reusenmotorboot (Kleinkutter) die Form des Vorstevens verändert. Wegen dem Aufsetzen eines Schanzkleides musste auch der Steven ein Stück verlängert werden. Mancher Fischer fand einen konvexen Steven praktischer, als den auswerfenden konkaven Vorsteven (z. B. bei der Arbeit an den Reusen). Auf den Bootsfotos aus der "Kutterzeit" ist an der Sponung sehr gut zu erkennen, dass der Steven ursprünglich konkav war. Dieser vorübergehende Bauzustand traf z.B. auch für FZ 21, die heutige "Johanna", zu. Beim Rückbau zum Segler wurden auch die Steven wieder original zurückgebaut.
Seit dem Jahr 2000 ist der Förderverein der Jugendschiffe "LIKEDEELER" und "VAGEL GRIP" e.V. Betreiber des Bootes. Bootseigner ist jedoch das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock. Der Liegeplatz der "Un Ick" befindet sich neben dem Traditionsschiff in Rostock-Schmarl.
Weitere Details
Großmast 11,00 m / Besanmast 6,50 m
Registriernummer/Bootsname:
Klasse: Mittlere Klasse
Status: "unter Segeln"
FZ 72 < VITURA >
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Allgemeine Bootsdaten
Baujahr: | 1920 |
Bauwerft: | bei Carl Nielsen, Insel Fejø (DK) als Decksboot gebaut |
Rumpfausführung: | Spitzgatt, konvexer Vorsteven |
Beplankung: | geklinkert |
Rumpflänge über Steven: | 9,70 m |
Länge über alles (l.ü.a.): | 13,00 m |
Rumpfbreite über Scheuerleiste: | 3,80 m |
Tiefgang (ohne/mit Schwert): | 1,30 m (Kielboot) |
Verdrängung: | |
Takelung: | Kutter |
Segelfläche: | 75,00 m² |
Motorisierung
1920-1951 | 12 PS Diesel |
1951-1982 | 20 PS Diesel |
1982- | 55 PS Diesel |
Überholung
1981 | Austausch von Maschine, Getriebe u. Wellenanlage |
1985/86 | Generalüberholung - u.a. neuer Kiel, neue Planken, neues Deck |
1986 | erneuter Stapellauf und Taufe |
2014-2016 | Generalüberholung durch Eigner u. Werft Rammin (Dichten des gesamten Rumpfes, Überholung der Decksaufbauten) |
Eigner-/Bootshistorie
Eigner | Heimathafen | Kennzeichen | Zeitraum | Bemerkung |
Carl Greggersen | Östrehuse/Lohals DK | RU 495 Vetsera | 1920-1923 | Insel Langeland |
P. J. Hansen | Bagenkop DK | Vetsera | 1923-1950 | |
R. N. Hansen | Bagenkop DK | Vetsera | 1950-1961 | |
Mogens Kr. Pryds | Bagenkop DK | Vetsera | 1961- | |
Jörgen Pryds | Bagenkop DK | Vetsera | -1964 | letzter Fischer |
Kurt Fleischfresser | Laboe | Wollin | 1964-1980 | als Gaffelkutter/Traditionsboot |
Bernd Frommhagen | Lübeck | FZ 72 Wollin, Vitura | 1980-2014 | als Gaffelkutter/Traditionsboot |
Ralf Huhn | Rostock | FZ 72 Vitura | 2014- | als Gaffelkutter/Traditionsboot |
Allgemeine Anmerkungen
Decksboote sind die eigentlichen Treibnetzkutter, die auch ausschlaggebend für die Entwicklung der Seefischerei in der Ostsee nach 1882 waren. Nach dem Vorbild der Decksboote der schwedischen Westküste wurden in Deutschland die ersten Hochseekutter in Kolberg gebaut. Der Name sagt es bereits - es handelt sich hier um gedeckte Boote, die auch seefähig waren. In Schweden wurden sie wegen des Dekens (Bünn) auch Quass genannt. Die Boote hatten im Bugbereich jeweils eine Luke, in der der Fischer stand und die Netze auslegte oder einholte. In Hällevik steht ein originales Boot. (Quelle: Helmut Olszak - 2012)
Vom bekannten dänischen Drivkvasenbauer Carl Nielsen gebaut, stellt die "Vitura" dennoch kein solches Fahrzeug dar. Bei dem auf Kiel gebauten Boot, handelt es sich um einen Kompromissbau, der unterschiedliche Fischereitechniken (z.B. auch Ringwadenfischerei) ausüben konnte. Aufgrund seiner Herkunft und seiner Klassenmerkmale, wurde dieses alte Traditionsboot in die Zeesbootklasse aufgenommen.
Die "Wollin" war einstmals im Besitz von Kurt Fleischfresser. In seinem Buch "Segler von Haff und Bodden", ist das Boot in Kuttertakelung zu sehen (Großsegel als Baumsegel ausgeführt). In Anlehnung an die Boote seiner pommerschen Heimat, bezeichnet der Autor das Boot als "Trockenquatze" (trockengelegter Fischkasten). Quatzen waren Transportfahrzeuge, in denen der Fisch in großen durchfluteten Wasserräumen während des Transports lebend gehältert wurde. Sie waren von der Bauausführung her größer, als die mit ihnen artverwandten Zeesboote. "Quatzner" waren eine eigene Gilde. Sie kauften die Fänge der "Zeesener" auf und brachten den Fisch zur Vermarktung.
Voreigner Bernd Frommhagen gab zum heutigen Schiffsnamen folgende interessante Information:
"Bei der Suche nach dem ursprünglichen dänischen Namen habe ich das Kronbergmuseum um Übersetzung des handschriftlich verfassten Beilbriefes gebeten. Dabei wurde der alte Name "VETSERA" als "VITURA" entziffert. Den Hinweis auf den tatsächlichen Namen habe ich erst im Verlauf der weiteren Nachforschung erfahren. Da das Schiff inzwischen auf "VITURA" getauft war, wurde der Name beibehalten. "VETSERA" ergibt auch im dänischen keinen Sinn. Vermutlich handelt es ich um eine Aneinanderreihung von Initialen oder Abkürzungen".
Nach neusten Erkenntnissen dürfte sich der ursprüngliche Name des Bootes "Vetsera" auf die Freiherrin Mary von Vetsera, einer Geliebten des Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn, bezogen haben. Das Paar ging am 30. Januar 1889 gemeinsam in den Freitod. (Vielen Dank an Shiplover Stefan Hübel)
Die "Vitura" war von 2008-2014 in Barth aufgelegt. Unter dem aktuellen Eigner wurde das Fahrzeug auf der Werft Rammin generalüberholt und bereichert nun die Flotte des Museumshafens Rostock. Wegen des gepflegten Zustandes wird das Fahrzeug dort liebevoll "Lackrakete" genannt.
Registriernummer/Bootsname:
Klasse: Große Klasse
Status: "unter Segeln"
FZ 71 < SIBYLLE >
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Allgemeine Bootsdaten
Baujahr: | 1922-1923 |
Bauwerft: | Bootswerft Hans Dornquast / Fuhlendorf |
Rumpfausführung: | Spitzgatt, konvexer Vorsteven |
Beplankung: | Eiche - kraweel |
Rumpflänge über Steven: | 10,70 m |
Länge über alles (l.ü.a.): | |
Rumpfbreite über Scheuerleiste: | 3,50 m |
Tiefgang (ohne/mit Schwert): | 1,10 m |
Verdrängung: | |
Takelung: | Ketsch |
Segelfläche: | 94,50 m² |
Motorisierung
nach 1945 | 1 Zyl. Bolinder (8 PS) |
2. | 2 NVD 14 "Schönebecker" (20 PS) |
3. | 4 VD Perkins Penta (50 PS) |
Überholung
1987 | Überholung auf der FPG-Werft Barth, neues Ruderhaus |
1992-1996 | Generalüberholung auf der Werft Rammin (zusätzliche Plankengänge, dadurch Rumpf ca. 25 cm höher) |
Eigner-/Bootshistorie
Eigner | Heimathafen | Kennzeichen | Zeitraum | Bemerkung |
Heinrich Lange | Pruchten | PRU. 17 | 1923- | als Zeesboot |
Helmut Lange | Pruchten | PRU. 3 | als Zeesboot | |
Heinz "Heiner" Lange | Pruchten | PRU. 3 | -1990 |
als Zeesboot, Reusenmotorboot letzter Zeesenfischer |
Lutz Riemann | Freest, Stralsund | FZ 71 Sibylle | 1990-2019 | als Traditionsboot |
Lutz Riemann Jörg Riemann |
MH Greifswald | FZ 71 Sibylle | 2019- | als Traditionsboot |
Allgemeine Anmerkungen
Das Zeesboot war von 1923-1990 durchgehend im Besitz der Pruchtener Zeesenerfamilie Lange. Im Jahr 1956 wurde das Fischereikennzeichen von PRU. 17 auf PRU. 3 umgestellt. Fischer Helmut Lange gewann mit dem schnellen Segler die erste Bodstedter Zeesbootregatta im Jahr 1965. Heinz Lange hat mit PRU. 3 im Jahr 1971 die Treibzeesenfischerei beendet. Das Zeesboot wurde zum Kleinkutter (Reusenmotorboot) umgerüstet und erhielt ein provisorisches Ruderhaus. Der Kutter wurde im Jahr 1987 überholt und erhielt dabei ein neues Ruderhaus. Heinz Lange fischte mit PRU. 3 bis zur Wende, zusammen mit seinem Sohn Jens, in der FPG "Barther Bodden". (Quellen Nils Rammin, Michael Rossow "Die Fischer von Pruchten")
Die Pruchtener Fischerfamilie Lange u. damit auch Helmut Langes Sohn Heinz - Heiner genannt - steht in keinem verwandschaftlichen Verhältnis zu dem Bodstedter Fischer Heinz "Heiner" Lange.
Von 1992-1996 wurde der Zeesbootkutter PRU. 3 bei Rammin & Söhne für den Eigner Lutz Riemann zum Zeesboot zurück gebaut. Seine SIBYLLE lag viele Jahre im Stralsunder Hafen an der Ecke Badenkanal/Querkanal. Riemann war in der DDR ein bekannter Schauspieler und nach der Wende als maritimer Kenner in vielen NDR Reportagen zu sehen.
Im Herbst 2019 hat sein Sohn Jörg mit seiner Familie das Boot übernommen. SIBYLLE ist im Frühjahr 2020 in den Museumshafen Greifswald umgezogen und liegt dortzusammen mit FZ 59 "Pommerland" im Päckchen.
weitere Bemerkungen
Hans Dornquast (1891-1960) hat die seit 1885 bestehende Bootswerft seines Vaters Carl Dornquast (1847-1918) weitergeführt (Quelle: Rudolph, Notizensammlung). Die Werft wurde Anfang der 1950er Jahre durch einen Brand zerstört.
Registriernummer/Bootsname:
Klasse: Große Klasse
Status: "unter Segeln"
FZ 70 < HANNA >
Allgemeine Bootsdaten
Baujahr: | 1941 |
Bauwerft: | Jarling-Werft / Freest |
Baunummer: | 282 |
Rumpfausführung: | Spitzgatt, konvexer Vorsteven |
Beplankung: | Eiche - kraweel |
Rumpflänge über Steven: | 11,68 m |
Länge über alles (l.ü.a.): | |
Rumpfbreite über Scheuerleiste: | 3,78 m |
Tiefgang (ohne/mit Schwert): | 1,05 m |
Verdrängung: | 11 Tonnen (davon 1 Tonne Stahlsohle) |
Takelung: | Ketsch |
Segelfläche: | 110 m² |
Motorisierung
1944- | 1. Zyl. "Bergedorfer" (25 PS) |
-1991 | EKM "Leipziger" (40 PS) |
1991-2008 | Yanmar 3HM35 (35 PS) |
2008- | Yanmar 4JH4E (54 PS) |
Überholung
1991-1993 | Generalüberholung u. Rückbau zum Zeesboot bei Thomzik/Stralsund (ehem. Dinse Werft) |
2003 | werden die letzten noch nicht gewechselten Planken erneuert, neuer Großmast |
2004 | erhält das Boot eine Stahlsohle von ca. 1000 kg |
2005 | Einrichtung einer Mittelplicht (dabei Entfernung des Eingabeschachtes des Fischkastens) |
2006 | Vor der neuen Saison wird der Bootskörper auf der Werft Rammin neu abgedichtet |
2007 | "Hanna" bekommt vor der Saison ein neues Deck, incl. einer Steuerplicht. Ebenfalls erneuert werden alle Poller und die Scheuerleiste |
2008 | neuer Einbaudiesel |
2012 | Einbau eines neuen Schwertkastens aus Edelstahl |
2020 | Durch Bootsbauer Martin Rurik werden beide Kajütaufbauten erneuert |
Eigner-/Bootshistorie
Eigner | Heimathafen | Kennzeichen | Zeitraum | Bemerkung |
Ernst Wiechmann | Stralsund | Gerda | 1941-1954 | als Kutter mit Zeesbootrumpf gebaut |
Bootsgemeinschaft Hugo Dau Erich Gau Gerhard Arndt |
Neuendorf/Hidd. | NEU. 008 Gerda | 1958-1968 | Besatzungswechsel von NEU. 33 "Schwalbe" (Ökelname "Suhr") |
Bootsgemeinschaft |
Neuendorf/Hidd. | NEU. 006 Hoffnung | 1968-1982 | Bootsgemeinschaft "Suhr" |
FPG Hiddensee | Neuendorf/Hidd. | NEU. 006 Hoffnung | 1982-1991 | letzter Fischer |
Dr. Helmut Risch | Wieck, Dierhagen | FZ 70 Hanna | 1991- | als Traditionsboot |
Allgemeine Anmerkungen
Nachdem sein Kutter STR. 33 "Anita" im Krieg als Vorpostenboot eingezogen wurde, ließ sich Fischer Ernst Wiechmann auf der Bootswerft Jarling ein weiteres Fahrzeug bauen. Es wurde unter der Baunummer 282 am 30.08.1941 ausgeliefert. Fischer Wiechmann benannte den mit Zeesbootrumpf gebauten Kutter nach seiner Nichte "Gerda". Das Boot kam als Scherboot (Schörboot) auf der Ostsee zum Einsatz. Zusätzlich wurde in den Boddengewässern eine Reusenstelle in der Prohner Wiek und vor Devin bewirtschaftet. Nach dem Tod von Ernst Wiechmann ist der Kutter nach Hiddensee verkauft worden. (Quelle: Bootswerft Jarling, Ulrich Wiechmann)
Im neuen Heimathafen Neuendorf/Hidd. ging "Gerda", jetzt als NEU. 008 registriert, in die Bootsgemeinschaft "Suhr" über. Zu dieser Bootsgemeinschaft gehörte ebenfalls das Boot NEU. 006 "Hoffnung". Im Jahr 1968 wurde durch einen "heimlichen Papiertausch" aus "Gerda" = "Hoffnung" gemacht. Die Papiere der "Gerda" waren abgelaufen. Die "Hoffnung" hatte noch gültige Papiere, war aber in schlechtem Zustand. Sie wurde nach Dranske auf Rügen abgegeben.
Weitere Informationen zur Hiddenseer Zeit:
Herbert Gau nahm später die Stelle seines Vaters Theodor Gau ein. Der 9. Mann der Bootsgemeinschaft, Franz Niemann, hat nicht aktiv an der Fischerei teilgenommen. Erich Gau (Ökelname "Lot") arbeitete schließlich von 1972, bis zu seiner Rente im Jahr 1989, als Fischerfasser bei der FPG "Hiddensee" im Neuendorfer Hafen. Fischer Friedrich-Wilhelm Niemann war unter seinem Rufnamen "Friedhelm" bekannt. Franz Hübner hatte den Ökelnamen "Franz Klues" inne. (Quelle: Detlev Gau, Max Gau)
Der Kutter war auf der Ostsee in der Schleppnetzfischerei, als auch auf den Boddengewässeren im Einsatz. Der jetzige Eigner fand das Boot 1991 auf der Thomzik-Werft Stralsund, wohin es nach der Heringssaison 1989 verbracht wurde. Er konnte es von der FPG Hiddensee erwerben und unter Mithilfe der Crew bis 1993 zum Zeesboot zurückbauen. Die heutige "Hanna" zählt zu den größten und schnellsten Zeesbooten. Sie belegt in ihrer Klasse bei den Zeesbootregatten meist vordere Plätze.
Bootseigner, Helmut Risch, wurde von Zeitzeugen angesprochen, die kurz nach Ende des 2. Weltkrieges mit dem Boot von Fischer Wiechmann vom ehem. Posthafen Bug (Rügen) über die Ostsee nach Schweden gebracht wurden. (Quelle: Helmut Risch)